The Black Keys: Ohio Players

The Black Keys Pressefoto Nonesuch Records

Dass The Black Keys mehr sind als eine Bluesrock-Band, haben sie schon öfter bewiesen. Nach zeitweiliger Rückkehr zu den Wurzeln liefert das US-Duo mit „Ohio Players“ eine Wundertüte ab.

von Werner Herpell

Es klang wie das kräftige Durchlüften eines etwas in die Jahre gekommenen Sounds, als The Black Keys vor einigen Wochen ihr zwölftes Album mit der von Sounds & Books zum Song des Tages gekürten Single „Beautiful People (Stay High)“ anteaserten. Ein mitreißender Sixties-Soul-Track inklusive passendem Schöne-Leute-Video mit einem erzcoolen jungen Oliver Reed und der bezaubernden Gillian Hills aus dem Film „Beat Girl“ von 1960. Sollten Dan Auerbach und Patrick Carney nach drei Back-to-the-Blues-roots-Platten tatsächlich mal wieder was Neues wagen?

Dan Auerbach überragt als Soul-Sänger

The Black Keys Ohio Players Cover Nonesuch Records

Die Vermutung

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bestätigt sich nun mit „Ohio Players“, der lustigsten Wundertüte in der langen Karriere des Duos – weil so viel Überraschendes (wenn auch, wie bei Wundertüten üblich, nicht nur Großartiges) drinsteckt. Es gibt unter den 14 Tracks also ein paar verzichtbare, etwa das plötzlich Richtung Hip-Hop abbiegende „Candy And Her Friends“ oder die etwas lahme Coverversion von William Bells 1969er R&B-Hit  „I Forgot To Be Your Lover“ (obwohl Dan Auerbach auch da immerhin zeigen kann, dass er, wie bei seinem Nebenprojekt The Arcs hinlänglich bewiesen, ein überragender weißer Soul-Sänger ist).

Aber insgesamt ist „Ohio Players“ eine Platte geworden, die nach manchen verkniffenen Ruppigkeiten auf „Let’s Rock“ von 2019 (die mit dem scheußlich geschmacklosen Electric-chair-Cover), „Delta Kream“ von 2021 und „Dropout Boogie“ von 2022 wieder so richtig Hörfreude macht – und die Spielfreude aller Beteiligten überzeugend rüberbringt. Schon der Albumtitel „Ohio Players“ ist ja ein Coup – weil damit einer heute fast vergessenen Funk-Band aus dem Heimat-Bundesstaat von Auerbach/Carney Tribut gezollt wird.

Besondere Würze durch Promi-Gäste

Songs wie der elegante Falsett-Soul-Schleicher „Don’t Let Me Go“, das bereits erwähnte „Beautiful People (Stay High)“, „Read Em And Weep“ mit seinen Italowestern-Anklängen, „Please Me (Till I’m Satisfied)“ oder „Fever Tree“ brechen angenehm aus dem üblichen Neo-Bluesrock-Schema der Black Keys aus. Vielleicht hat die zurückgewonnene Frische auch etwas mit den Kollaborationen zu tun, die fast jedem Track einen Stempel aufdrücken. Die alten Black-Keys-Kumpels Beck und Dan „The Automator“ Nakamura sind auf diversen Stücken zu hören, Noel Gallagher als wesentlich weniger erwartbarer Promi-Gast immerhin auf dreien.

„Wenn wir mit Anderen zusammenarbeiten, fühlt es sich nie so an, als würden wir damit irgendwelche Kompromisse eingehen. Eher so, als würden wir dem Ganzen eine besondere Würze geben“, sagt Dan Auerbach dazu. „Für dieses Album haben wir diese Palette um Leute erweitert, mit denen wir gern zusammenarbeiten wollten. Wir haben ihre Ideen und Ansichten eingebracht und aus unseren gemeinsamen Momenten im Studio alles rausgeholt. Als die Zeit kam, das Album fertigzustellen, waren Pat und ich allerdings ganz unter uns.“

The Black Keys wollten einfach nur Spaß

Das Ergebnis kann sich – angefangen beim knurrenden Basslauf des Openers „This Is Nowhere“ bis zum eingängigen Blues-Rocker „Everytime You Leave“ am Schluss – hören lassen, ohne dass man nun gleich von einem neuen Highlight im schon vorher eindrucksvollen Black-Keys-Katalog sprechen muss. „Unsere Zielsetzung bei dem Album war, etwas zu machen, woran wir Spaß haben“, fasst Carney den bescheideneren Anspruch von „Ohio Players“ zusammen. „Und etwas, das die meisten Bands nach einer 20-jährigen Karriere nicht machen: ein Album, zu dem man sofort einen Zugang hat, das Spaß macht – und das dabei zugleich gut ist.“ Volle Zustimmung.

Das Album „Ohio Players“ von The Black Keys erscheint am 05.04.2024 bei Nonesuch/Warner. (Beitragsbild: Pressefoto)

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